Mit großer Verspätung berichte ich heute in Kürze, wie meine Reise nach Australien weiter ging. Von Sydney aus flog ich nach Los Angeles, USA. Da Hawaii zufälligerweise auf dem Weg lag und der Flug so am günstigsten war, habe ich dort einen zweiwöchigen Zwischenstopp gemacht, bevor es auf das Festland nach Los Angeles ging.
In Hawaii bin ich einmal um die Insel Oahu gefahren und konnte die Zeit auch nutzen, um mich etwas zu entspannen. Jedoch nicht in einem der teuren Hotels, wie die meisten Urlauber, sondern im Zelt. Dabei kam ich mit einer obdachlosen jungen Frau ins Gespräch. In Hawaii gibt es neben traumhaften Stränden sehr viel Obdachlose, denn das Klima macht es relativ leicht dort ohne Dach über dem Kopf zu leben. Die Frau hatte einen Rucksack mit nicht mehr als 10 Gegenständen darin. Das war alles was sie besaß. Das hat mich sehr bewegt und darum startete ich auf Facebook einen Aufruf und dadurch kamen über 100 Euro zusammen. Mit dem Geld besorgte ich Essen, Hygieneartikel und was man sonst so gebrauchen kann und verschenkte es an verschiedene Obdachlose. Es hat sehr viel Spaß gemacht den Leuten eine kleine Freude zu machen. Ich konnte selbst schon viel Hilfe erfahren. Immer wieder haben mich Leute eingeladen, mir Essen, Wasser oder sogar Kleidung beschenkt. Dabei realisierte ich mal wieder, dass geben viel besser ist als nehmen!
Ich war mit Schildkröten schnorcheln und ritt ein paar Wellen auf dem Surfbrett. Nach zwei Wochen hatte ich jedoch genug von der Insel und stieg abermals ins Flugzeug. Ein paar Stunden später war ich das erste Mal auf dieser Reise an einem Ort, an dem ich schon einmal gewesen war, in Los Angeles.
Dort feierte ich bei Freunden das einjährige Jubiläum meiner Tour und das Erreichen der 20.000 Kilometer Marke. Nach einundeinhalb Wochen hieß es Abschied nehmen und dann ging es innerhalb von 6 Wochen einmal quer durch die USA, bis nach New York City. Vorbei an dem Grand Canyon, durch Wüsten, über die Rocky Mountains (Bären gesichtet) und durch Farmland. Das waren etwa 5000 Kilometer, die ich ohne Ruhetag und ohne einer einzigen Nacht in einem Bett gefahren bin. Im Schnitt machte das etwa 120 km täglich.
Eines Tages setzte ich mir das Ziel 200 km zu fahren. Da machte es dann auch nichts, dass es am Abend dunkel wurde und etwas später noch starker Regen dazu kam. Wenn ich mir ein Ziel setzte, erreiche ich das auch! Wettertechnisch habe ich in den USA einiges mitgemacht. Von Schnee, Hagel, Gewitter bis hin zu extremer Hitze war alles dabei. Im Landesinneren (Kansas, Missouri) war zusätzlich noch Tornadosaison. Viele Straßen waren wegen Überschwemmungen gesperrt. Einige Male habe ich offizielle Notfall Benachrichtigungen auf mein Handy bekommen. In einer Nacht war es wirklich sehr beängstigend und unangenehm in meinem Zelt. Es war fast taghell, da es ununterbrochen blitzte. Wasser stand in meinem Zelt, ohrenbetäubender Donner und der Wind hat mich samt Zelt fast weggeweht. Am Tag darauf erfuhr ich, dass letzte Nacht doch tatsächlich ein Tornado, nich weit weg von mir, wütete.
Ich fand es so faszinierend zu sehen was für landschaftliche Unterschiede es in der USA gibt. Eines Tages fuhr ich durch eine Region, die ziemlich Ähnlichkeiten mit Deutschland hatte und kam etwas zum Nachdenken… Auch wenn es in Deutschland keinen Grand Canyon, Berge wie im Himalaya oder Strände wie in Asien gibt, ist es doch schön. Einfach weil es meine Heimat ist. Ich dachte, ich werde das niemals sagen, doch für den Moment habe ich genug gesehen.
Zum Thema Unterschiede. Der amerikanische Lebensstil ist schon ziemlich anders als in anderen Ländern. Doch das ginge jetzt zu weit, darüber hier zu berichten. In manchen Länders wurde ich fast verehrt und war etwas ganz Besonderes, doch in den USA wurde ich nicht nur einmal für einen Obdachlosen gehalten. Dies war eine merkwürdige Erfahrung! Leute wollen nämlich nicht mit Obdachlosen sprechen. Eine Frau hat beispielsweise als erstes gefragt, ob ich obdachlos sei oder Reisender. Ich bin mir sicher, sie hätte nicht weiter mit mir gesprochen, hätte ich ihr gesagt, dass ich „homeless“ sei. Ein paar Mal haben mir Leute auch Geld geschenkt, um mir Essen zu kaufen. Ich muss sagen, es gibt wirklich sehr nette Amerikaner.
Nach genau sechs Wochen erreichte ich also den Atlantik. Schon von weitem sah ich hunderte Hochhäuser am Horizont. Doch bevor ich mit einer Fähre in die Stadt fuhr, sah ich wie ein toter Mann am Straßenrand abtransportiert wurde. Das weckte Erinnerungen an Indien. Ich fühlte mich anfangs wirklich verloren in dem Dschungel aus Hochhäusern. Ich wusste nicht wohin, denn es gibt so viel zu sehen und schaut man nach oben, kann man seinen Augen kaum glauben. Aber selbst in der Weltmetropole schlechthin – New York – schaffte ich es irgendwie, über eine Woche lang zu zelten. New York ist extrem teuer, für mich war es mehr das Abenteuer, dass den Reiz ausmachte. Dabei fand ich heraus, dass die Stadt, die anscheinend niemals schläft, nachstüber sehr wohl zur Ruhe kommt.
Am 9. Juni packte ich mein Rad ein letztes Mal in eine Box und flog nach Lissabon, Portugal.
Mittlerweile bin ich in Frankreich unterwegs. Vor ein paar Tagen hatte ich die Möglichkeit eine Brezel zu essen, Deutschland kann also nicht mehr weit weg sein!
Meine Rückkehr nach Hause in Rosswag ist am Samstag, den 10. August um 16:30 Uhr geplant. Wer mich also begrüßen möchte, kann gerne nach Rosswag an die Linde (Platz des Lindenfestes), zu einem Sektempfang, vorbeikommen. Herzliche Einladung an alle! Von der finalen Etappe in Europa werde ich dann in einem zukünftigen Artikel auch noch berichten. Man sieht sich in Deutschland 🙂